Freitag 10.2.

Nach ein wenig Audioschnitt gings um 12 Uhr mit dem ersten Film aus den Wettbewerbsbeiträgen los. Allerdings läuft Extremely Loud And Incredibly Close außer Konkurrenz. Eine Geschichte über die Bewältigung eines Traumas. Klingt ja vielleicht erstmal ein wenig nach Therapie und es stellt sich heraus, dass der Film das auch ist. Oskar ist 9, als sein Vater in einem der beiden Zwillingstürme des World Trade Centers getötet wird. Erst ein Jahr später traut er sich in das Zimmer seines Vaters und entdeckt in einer Vase einen Schlüssel, verpackt in eine kleine Tüte mit der Aufschrift Black. Für jemand anderen wäre der kleine Schatz aus der Vergangenheit vielleicht eine kurze Suche nach dem passenden Schloß oder Safe wert gewesen, aber für Oskar wird die Suche nach dem passenden Gegenstück zur Besessenheit. Schon vorher tat er sich in der Welt da draußen nicht leicht. Zusammen mit seinem Vater erfand er Rätsel und versuchte schwierige Aufgaben, wie die Suche nach einem 6. Bezirk im Centralpark zu lösen. Mit anderen sprechen, nach Hinweisen suchen, sich selbst überwinden und den eigenen Ängsten stellen gehörte mit dazu. Jetzt versucht er seine Suche nach der passenden Familie oder Person mit Namen Black vor seiner Mutter zu verbergen und macht sich auf den Weg, alle knapp 300 Blacks aus dem Telefonbuch zu besuchen, um den richtigen Hinweis zu bekommen. Zu Fuß natürlich, da Dinge wie Busse oder U-Bahnen viel zu unsicher und gefährlich sind. Durchplant und doch verrückt ist dieses Vorhaben. Unterstützung findet er in einem alten Mann, der bei seiner Großmutter zur Untermiete wohnt, aber kein einziges Wort spricht. Wutausbrüche, sich selber Schmerzen zufügen und mit genau kalkulierten Lügen weierkommen ist Oskars Weg zu seinem Ziel, denn nichts soll ihn aufhalten. Dabei offenbart er Fremden Gegenüber seine Geheimnisse, die ihn belasten und zur Verzweiflung treiben, gleichzeitig aber auch sein Antriebsmotiv sind. Ein FIlm, der durch seinen hervorragenden Hauptdarsteller Thomas Horn alleine schon begeistert. Sandra Bullock und Tom Hanks sind dabei untergeordnete Nebenfiguren, erst ein Max von Sydow kann wird ihm als Gegenpart gerecht. So nebenbei gibt es noch mehr bekannte Hollywoodstars, die kleine Parts in Extremely Loud And Incredibly Close übernehmen. Oskars Figur ist hin und hergerissen zwischen ihrem Leid, dem Trauma und dem Wunsch, der Sehnsucht nach Frieden und einem Schlußstrich, der erst zum Ende des Fimes kommen wird. Thomas Horn beseelt diese Figur mit starker Ausdruckskraft und Überlebenswillen. Humor kommt nicht zu kurz, gleichzeitig emotionale Ausbrüche, die so fantastisch sind, dass es fast weh tut, dem Geschehen auf der Leinwand tatenlos zusehen zu müssen. Hilflosigkeit, Opfer sein und doch nicht aufgeben, nach dem kleinsten Strohalm greifen. Oskar mal wieder in seinem Schrank sitztend und den geheimen Aufnahmen des Anrufbeantworters lauschend, 6 Anrufe seines Vaters, aufgezeichnet und bewahrt für die Ewigkeit, direkt aus dem World Trade Center. Oskar, der mitten in der Nacht mit seiner Großmutter per Walkie Talkie kommuniziert und Oskar, der seinen Schmerz und die Angst in die Welt schreit. Auf der anderen Seite der planvolle intelligente und strukturierte Oskar, der nichts dem Zufall überlassen möchte – einfach herausragend und unbedingt sehenswert. Auch hier kann wieder das Stichwort Sounddesign fallen, Oskars sich steigernde Stimme, die immer lauter wird, je mehr er sich seinen Ängsten stellt, sie in seinen gedanken und manchmal real in die Welt schreit und gleichzeitig die lauter werdende Umgebung, die dann versucht seine Stimme zu erdrücken – absolut beeindruckend umgesetzt. Sehenswert dieser Film. Nicht verpassen also, wenn ein Schlußstrich auf der persönlichen Ebene in diesem Film gezogen wird. Regisseur Stephen Daldry hat einfach ein Händchen für diese Stoffe, wie er schon in Billy Elliot bewiesen hat.

Danach gabs noch Die Kinder vom Napf und

Electrick Children, die beiden Eröffnungsfilme von Generation KPlus und 14Plus

Hier kommt das Q&A zum Eröfffnungsfilm:

Q & A-Electrick Children

Die Regisseurin der Kinder vom Napf gibts hier zu hören:

Interview mit Alice Schmid

So, jetzt aber erstmal schlafen gehen, damit ich Samstag wieder fit bin fürs Filme kucken

Chris

Nachtrag im Bild: Eröffnung von 14Plus und KPlus, Kinderjury, Internationale Jury, Jugendjury und Junge Journalisten@Work 😉

 

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