Tag 4 Sonntag, 8. Februar

Mein Sonntag auf der Berlinale begann mit einem Interview zum Generation 14plus Film Cloro – Regisseur Lamberto Sanfelice und Hauptdarstellerin Sara Serraiocco waren da.
Danach erstmal auf die Pressekonferenz zum Wettbewerbsfilm, wenn auch außer Konkurrenz – Mr. Holmes
Einfach mal Ian McKellen in echt sehen und erleben, auch wenn der Film noch nicht auf meinem Programmkalender steht 🙂
Wettbewerb – Knight of Cups

Regie: Terrence Malick – USA 2014
Darsteller: Christian Bale, Cate Blanchett, Natalie Portman
Immerhin 60 Minuten hab ich mir gegeben. Der Versuch einer anderen Bildsprache ist geglückt, hat mich aber irgendwann genervt. Der längste Moment in dem die Kamera still stand und die Szene einfing dauerte vielleicht 3 Sekunden. Geräusche, Musik, Dialoge, Sounddesign und Monolog aus dem Off. Aha. Genug.
Perspektive Deutsches Kino – I Remember

Regie: Janna Ji Wonders – Deutschland 2015 (Short)
Darsteller: Jude Thomas, Spencer Kennedy, Robyn Miller
Durchaus spannender Kurzfilm mit einem bestimmt unbestimmten Ende. Liebe, Eifersucht, Betrug und Drama in 30 Filmminuten. Gutes Format, viel Strand und eine Freundschaft, die zu zerbrechen droht. Die Tagträumereien und Träume an sich wurden prima umgesetzt. Nicht schlecht.
Perspektive Deutsches Kino – Im Spinnwebhaus

Regie: Mara Eibl-Eibesfeldt – Deutschland 2015
Darsteller: Ben Litwinschuh, Lutz Simon Eilert, Helena Pieske, Ludwig Trepte, Sylvie Testud, Matthias Koeberlin, Alexandra Finder
Bin auf die Empfehlung eines Kollegen reingegangen und wurde nicht enttäuscht. Spinnwebhaus ist absolut sehenswert. Die meiste Zeit agieren die drei Kinder alleine und kreieren ihre Welt ohne die Mama, die mal wieder Monster besiegen muss. Aber sie dürfen nichts verraten, also muss der Älteste ganz schnell die Rolle des Erwachsenen übernehmen. Das klappt natürlich nicht, denn so einfach lassen sich der jüngere Bruder und die kleine Schwester nicht zu allem bringen. Geld ist alle, Mama kommt nicht, ein Radunfall, Fieber, kein Essen und der Strom ist weg. Was nach viel Fantasie im Drehbuch klingt, ist ein realistisches Bild eine „was wäre wenn…“ Situation. Erwachsene, die nur zu gerne glauben, dass die Mama mal einkaufen ist, sie gleich abholt oder krank im Bett liegt. Sogar der getrennt lebende Vater lässt sich schnell wieder abwimmeln, obwohl eine lebensbedrohliche Situation entsteht, denn das Geheimnis wird bis zum bitteren Ende bewahrt. Wut, Trauer, Frustration, aber auch Freude bei den Kids wirken natürlich im Film. Die Ignoranz der Erwachsenen ebenso. An den etwas seltsamen Charakter des Flaschensammlers, der die Kids ab und an unterstützt und zum Freund, wenn auch nicht unbedingt Helfer wird is zwar eine ungewöhnliche Entscheidung, passt aber trotzdem in das Bild, der Aussteiger ist auch nicht dazu in der Lage die Probleme zu lösen, gibt dafür aber immer wieder den einen oder anderen Philosophischen Spruch von sich, der zum Weiterdenken bewegt. Sehenswert.
Wettbewerb – El botón de nácar

Regie: Patricio Guzmán – Frankreich, Chile, Spanien 2015
Mit Wasser startet es und mit Wasser endet es. Eine Dokumentation mit dem Stilmittel der Übertragung oder soll ich sagen Ablenkung über Völkermord an der Indigenen Bevölkerung Patagoniens und Folter und Mord während der Diktatur in Chile. Klare Parallelen der Ereignisse werden hier gezeichnet, Auslöschung einer ganzen Bevölkerungsgruppe, eben der Ureinwohner, damit sie kommerzieller Verwertbarkeit des Landes als Weidefläche nicht im Weg stehen, tödliche Christianisierung, Vernichtung von Kultur und Identität ohne Aufarbeitung oder gar Bestrafung. Gleichzeitig der Sprung in die jüngere Vergangenheit, eine Menschen vernichtende Diktatur, die ähnliche Ziele verfolgt und Menschen vernichtet, weil sie im Weg stehen und auch hier fehlt Bestrafung und Aufarbeitung. Zwischendurch das große Teleskop in Chile, der Blick in All und die vielen Entdeckungen. Mythologie von Sternen und Wasser. Da wird nicht einfach angeklagt sondern Gedankenmodelle werden durchgespielt, Beweise gefunden und sie haben eine Stimme. Auch optisch gelungen. Empfehlenswert.
Generation Kplus – La casa más grande del mundo

Regie: Ana V. Bojórquez, Lucía Carreras – Guatemala, Mexiko 2015
Darsteller: Gloria López, María López, Myriam Bravo
Höhenangst und Ziegen im Gebirge hüten, da muss die kleine Hauptdarstellerin durch, denn Mama bekommt ein Baby. Dass ein Lamm verschwindet und sogar die ganze Herde hätte sie sich nicht gedacht. Ein Abenteuer an einem Tag in einer faszinierenden Landschaft, teils hoch über den Wolken der Täler und mit einem grandiosen Ausblick.

Generation Kplus – Dhanak

Regie: Nagesh Kukunoor – Indien 2014
Darsteller: Krrish Chhabria, Hetal Gada, Gulfam Khan, Vipin Sharma, Suresh Menon
Auf der Suche nach neuen Augen, die hoffentlich ein Film- Superstar bringt. Ein Roadmovie mit Bruder und Schwester.

Generation 14plus – Flocken

Regie: Beata Gårdeler – Schweden 2015
Darsteller: Fatime Azemi, John Risto, Eva Melander, Malin Levanon, Jacob Öhrman, Henrik Dorsin
Hartes Drama aus Schweden, spielt in einer Kleinen Gemeinde auf dem Land. Ein Vergewaltigungsopfer wird begleitet, die Hater töten ein Pferd, eine hinterhältige, verlogene Dorfgemeinschaft (hat mich irgendwie an pegida erinnert) die nur vordergründig eine ordentliche ist. Vor allem diese Ratte von Pastor, der sie als Putzkraft feuert und ihr nachgelegt, die Anzeige zurückzuziehen. Der Vergewaltiger wird gut gespielt und am Ende bekommt er noch eine zweite Chance auf Vergewaltigung und nutzt sie. Bloggen, Prozesse, Hater im Internet, allen voran die Mutter des jugendlichen Vergewaltigers. Mob vorm Haus, Freunde ohne Rückgrat. Den Prozess hat er zwar verloren, aber alle glauben ihm und nicht ihr, denn schließlich kommt er aus einer angesehenen Familie. Die Verhöre bei der Anzeige sind wirklich gruselig, und dann wird sie auch noch von einem Beamten verhört, soll ihm alles schildern, eine Beamtin ist nicht mal anwesend. Ob die zweite Vergewaltigung allerdings die Geschichte weiterbringt? Nach so viel Zuspruch und Unterstützung, auch nachdem er es seiner Mutter gegenüber gesteht, ist durchaus möglich. Prima gespieltes Drama. Harter Stoff in 14 Plus.

Generation Kplus – Min lilla syster

Regie: Sanna Lenken – Schweden, Deutschland 2015
Darsteller: Rebecka Josephson, Amy Deasismont, Annika Hallin, Henrik Norlén, Maxim Mehmet
Die kleine Schwester soll die Klappe halten, weil ihre Schwester alles Essen wieder erbricht. Die Familie scheint hilflos und versucht sich doch selbst zu helfen. Wichtiges Thema mit ein paar menschlichen Schwächen im Drehbuch. Warum lassen sich die Leute nicht helfen könnte man fragen, aber dabei sollte man sich doch erstmal selber in die Situation reindenken und sich dann genau diese Frage stellen.

Generation 14plus – Short Skin

Regie: Duccio Chiarini – Italien 2014
Darsteller: Matteo Creatini, Francesca Agostini, Nicola Nocchi, Miriana Raschillà
Was tun mit einer Vorhautverengung? Ganz einfach eigentlich, ab zum Arzt und weg damit. Ganz so einfach ist die Lösung im Film dann doch nicht. Lieber jeden Mist ausprobieren, Leute demütigen und auch sich selbst, bevor dann doch die einzig richtige Entscheidung getroffen wird. Drama um ein Stückchen Haut.

Alle Filmbilder: © Berlinale
Texte, Audio, Foto, Video – Chris Bellaj