Donnerstag Tag 1

Moin Moin,

hier gibts sofort den Link zum heutigen Radiobeitrag, leider ist die Tonqualität etwas bescheiden, aber es geht…
Radiobeitrag im Stoffwechsel am Donnerstag

Kurze Kritik zu The Grandmaster:
Matrixmässig geht es los und der Held verkloppt alle und das mit vielen Schnitten, in Zeitlupe zwischendurch und natürlich ein wenig Blut. Derartige Kampfszenen ziehen sich durch den ganzen Film, alles wirkt extrem inszeniert, vom Regentropfen bis zum Blutstropfen und den zerschmetterten Körpern und Räumen. Soweit ok, Martial Arts halt, was anderes hab ich nicht erwartet…nein, stimmt nicht, ich hatte mehr erwartet als dieses unrealistische Rumgekloppe mit einer zum Kämpfergott stilisierten Ikone, die Wing Tsun Kung Fu nach Hong Kong und in die Welt gebracht hat. Aber genau das tut Wong Kar Wei in seinem Märchen, er versucht eine Legende in Bilder zu fassen und scheitert am Kitsch der durchaus malerischen Inszenierung. Wettbewerb zwischen Nord und Süd, Krieg, Bürgerkrieg, Tod, Besatzung und Vertreibung, Neuanfang und verschmähte Liebe, gepaart mit Rache und der Leidenschaft fürs Kämpfen, mit ein paar mehr oder weniger intelligenten Sprüchen. Was fehlt ist die Choreographie, die als Ganzes sichtbar wird. Alles wird mit schnellen Schnitten zerstückelt, die Körper fliegen meterweit durch den Raum und zerschmettern alles, was im Weg steht. Ja, nix neues, nett, wenn ausreichend Popcorn vorhanden ist und trotz des vielen Blutes irgendwie blutleer. Erst eine Kämpferin bringt ein wenig mehr Farbe und Leben auf die Leinwand, aber das reicht nicht für großes Kino, auch wenn die Szenen im gegenlicht und mit viel Weichzeichner und Nachbearbeitung eben zwischendurch den angenehmen Scharm gemalter Bilder verbreiten können. Das sind leider nur kurze Momente in der Inszenierung, Wassertropfen, Bäume, Schnee Eis und Licht, die diesmal aber nur Beiwerk sind. Insgesamt also eher nicht sehenswert, mit ausreichend Popcorn klappt’s aber auch mit der zeitlich durcheinander gewürfelten Story. Und zum Glück lief der Schinken außer Konkurrenz, da Wong Kar Wei in diesem Jahr Jurypräsident des Festivals ist.
Blick auf den berlinalepalast am Potsdamer Platz.

Neben dem Wettbewerb eröffnete auch das Panorama mit dem Film Chemi sabnis naketsi A Fold in My Blanket.
Hab ich leider noch nicht gesehen, dafür eine Dokumentation in der Reihe Berlinale Spezial, Assistance Mortelle (Fatal Assistance), die zwar einige Probleme aufzeigt, aber das Publikum unaufgeklärter zurücklässt als es sein müsste. Es geht um die zugesicherten Hilfen der Internationalen Staatengemeinschaft oder eben nicht Gemeinschaft nach dem Erdbeben 2010. Alles versagen und das Geld kommt genausowenig an, wie die scheinbar unkoordinierten Hilfsleistungen. Schuld sind alle irgendwie und im Film werden es immer mehr. Gleichzeitig werden zwar einige Probleme angeschnitten, Hintergründe aber nicht beleuchtet, auch wenn die Tabellen und Interviews immer wieder suggerieren. Hinter das Problem zu kommen scheint nicht leicht und so scheint es einfacher mal eine gute Website zu besuchen um sich selber schlau zu machen, denn da hilft dieser Film nicht weiter. Manche sind gut, manche sind böse, sogar der Ex-Diktator Haitis taucht zweimal ohne weitere Information im Film auf und das ist doch etwas befremdlich – was macht der da, was will der da und warum darf der überhaupt wieder da sein. Eigentlich macht der Film genau das, was er den Hilfsorganisationen vorwirft, nämlich an den Leuten die Betroffen sind vorbei zu analysieren. Einmal darf ein Bewohner auch was erzählen, aber sonst nur Politiker und Leute aus Hilfsorganisationen. Wir erfahren nichts über die Hintergründe der Notunterkünfte und der zugehörigen Planungen – warum eigentlich nicht? Wo sollte es denn hingehen mit den Leuten und so weiter. Tja, das gegenteil von gut ist gut gemeint. Oder sollte alles nur eine Kritik in Sachen denkt mal nach an wen ihr was spendet sein? Was soll’s. Auch die Stimmen aus dem Off klingen zwischendurch eher nach Beziehungsdrama. Muss das sein? Hätten nicht sachliche Zusatzinfos in dieser Form genügt? Offensichtlich nicht.
Berlinale004
Viel Musik zwischen Punk und Folk gab es in der US-Indie Produktion I Used to Be Darker, die im Forum zu sehen war. Haut nicht um, ist aber nicht schlecht inszeniert, die Geschichte um die ungwollt schwangere junge Frau, die eigentlich in Wales sein sollte, aber mit ihren 19 Jahren entschieden hat, dass die USA besser kommen. Und jetzt wo der Schwangerschaftstest positiv ist, mal eben Tante, Onkel und Cousine besuchen. Aber der Zeitpunkt ist denkbar günstig, die beiden haben sich nämlich gerade getrennt, der Haushalt wird eben geteilt und auch deren erwachsene Tochter hat keinen Bock, sich mit der Cousine so richtig abzugeben. Die kamer bleibt gelegentlich stehen, währden die Protagonisten sich weiterbewegen-lustiger Effekt, zumindest beim ersten mal. Und dann eben die Folk- und Punkmusik, die von den Protagonisten zum großen Teil selbst gespielt wird und sich mit deren Stimmungslage quasi synchronisiet. Haha, ich glaube fast, erst waren die Lieder da und dann wurde ein Film draus gemacht oder so. Trotzem nicht langweilig der Streifen, auch ohne Schluß.
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Na dann bis Freitag – Chris