Samstag 9.2. Tag 3

Wird ein chilliger Samstag heute. Vier Filme stehen auf meinem Plan, aber zu denen gibts wohl erst Sonntag Nachmittag mehr;)
Heute feiern folgende Filme ihre Erstaaufführung, die ich schon sehen konnte:
Generation Kplus – Satellite Boy spielt in Australien. Während dem Jungen noch nicht klar ist, dass seine Mutter nicht zurück ins Nichts auf dem Land kommt, versucht ihm der Großvater traditionelle Fähigkeiten beizubringen und ein Gefühl für seine Wurzeln und das Land. Als eine Minengesellschaft sie von ihrem Land vertreiben will macht er sich mit einem Freund auf den Weg, um das zu verhindern. Die Zeit drängt und die Polizei ist ihnen auf den Fersen.
Würde sicher auch in die neue Native Reihe passen, ist in KPlus aber sehr gut aufgehoben. Fast ein wenig zu auf aufdringlich wirkt die Art, wie Filmemacherin Catriona McKenzie immer wieder das vom Großvater Gelernte in Szene setzt, das den beiden Jungs hilft, in der Freien Natur und der Wüste zu überleben. Die Stimmen aus dem Hintergrund, die Träume und Visionen. Aber die Reise und die durchquerte Landschaft machen das wieder wett, auch wenn der Höhepunkt der Reise nicht unbedingt zum erwünschten Ziel führt. Die Wünsche und Träume von einer besseren Zukunft der beiden Jungs sind extrem unterschiedlich und auch die Begegnung mit der eigenen Mutter, die sonst nicht mal anruft, wird nicht zum gewünschten Erfolgserlebnis und die letztendliche Entscheidung wird endgültig. Schönste Szene ist definitiv das Übernachten in einer ausgedienten Sattelitenschüssel, irgendwo in der Wüste. Hoffentlich macht den Beiden das keiner nach sag ich hier mal, wer weiß, ob die ohne Wasser durch die Wüste kämen…
Panorama Dokumente – The Act of Killing
Ein Film, der Tief bewegt, die Dokumentation über das hundertfache Morden, die Perfektionierung von Tötungsmethoden, Erpressung und Bedrohung von den 60er Jahren bis in die heutige Zeit. Geschätzt 2,5 Millionen Menschen fielen in Indonesien der Jagd auf Menschen zum Opfer, weil sie verdächtigt wurden Kommunisten zu sein oder deren Unterstützer. Wer keiner war und nicht genügend Geld hatte, wurde kurzerhand so lange gefoltert, bis ein passendes Geständnis kam. Wenn nicht, klang es zumindest auf dem Papier gut. Dann wurde niemand eingesperrt, sondern an Ort und Stelle umgebracht und die Leiche entsorgt. Die bis Heute einflußreichen Paramilitärs sind stolz auf diese Vergangenheit und ebenso die Schlächter von damals, die Gelegenheit bekommen, ihre Grausamkeiten für den Film nachzu-inszenieren, was sie mit Vergnügen tun und dabei immer detailreicher werden und stolz von ihrem Morden und Taten berichten. Jeder Chinese war automatisch ein Kommunist, wer Geld hatte bezahlte, wer nicht, wurde festgenommen und knnte mit dem Tod und Folter rechnen. Die Freundin des Einen war Chinesin und ihren vater hat er kurzerhand erstochen und in einem Kanal entsorgt, weil er ihn einfach hasste und weil es das Richtige war. Und auf dem Weg zur Freundin, das Messer rausziehen und auf offener Straße Leute abstechen, wer wollte auch was dagegen unternehmen?! Reue und Schuldgefühle kommen dabei nicht auf, im Gegenteil, sogar die Auslöschung eines ganzen Dorfes wird mit Freude und dem Nachwuchs der Paramilitärs organisiert und inszeniert. Kommandiert für die Nachstellung vom Vizeministerpräsident, der immer wieder anstachelt und zugleich die Fähigkeiten seiner Truppe herausstellt, die heute ja ganz anders sei, aber noch viel schlimmeres anstellen könnte, wenn es denn von Nöten sei. Dieses freie Sprechen über die Taten, die irgendwann folgende Erkenntnis, nicht die Kommunisten haben schlimmes getan, sondern wir oder das sich aus Spaß am Film in die Opferrolle begeben und dann bemerken, das hat denen ja wohl doch nicht gefallen, wie wir sie gefoltert und umgebracht haben, das ist erschreckend und zugleich die Stärke des Filmes. Keine langsames Aufarbeiten und eine Mauer des Schweigens begegnete dem Filmteam, sondern stolze Mörder. Ein interessntes Konzept, das hierzulande eine Aufarbeitung der NS Vergangenheit vielleicht etwas beschleunigen könnte, kein Mythos und Vertuschung, sondern schonungslose Wahrheit und Offenheit der Täter, die Heute geachtete Männer im Land sind, was ihnen natürlich diese Offenheit erleichtert. Das zeigt auch ein Fernseh-Interview im Film über die Inszenierung, in der die Reporterin selbst nochmal gutheißt, dass diese Menschen getötet wurden und dass es an der Zeit ist, voller Stolz derartiges zu inszenieren…ein Film, der einem Nachgeh., Auch ohne historisches Filmmaterial lebt diese Vergangenheit im Kino nchmal auf…
Generation 14plus – Capturing Dad
Definitiv der mir angenehmste Humor in der 14Plus Reihe. Einfach köstlich, wie es die beiden doch noch zur Totenfeier ihres bis dahin unbekannten Vaters schaffen. Ganz unkitschig und mit einem Schlußgag, der dem ganzen die Krone aufsetzt. Sehr sehenswert!
Generation 14plus – The Cold Lands Ein Indiefilm, in den Cold Lands, ein Jungenabenteuer auf der Flucht vor den Erwachsenen, die einen doch nur zu einer dieser Christenfamilien oder gar ins Heim stecken wollen, nach dem Tod der Mutter. Alles ist besser als das für Atticus. Und er trifft auf unerwartete Hilfe, als in der Nähe ein Methlabor in Flammen aufgeht und er sich dem Täter anschließt. Eine Geschichte, die ohne allzu viele Worte auskommt. Einzig störendes Elemnt war für mich der Geist der Mutter, ohne den hätte es auch prima geklappt. Hoffnung auf eine bessere Zukunft, Solidarität und ein wenig Liebe machen diesen Film zu einer kleinen Perle im Programm. Kein großer Soundtrack, keine übertriebene Inszenierung, es geht auch so! Freue mich auf die Interviews mit Regisseur und Hauptdarsteller am Sonntag.

Bis später-Chris

Freitag 8.2. Tag 2.1 ;)

Statt viel Text mal ein wenig Audio und jede Menge Bilder.

Radiobeitrag am Freitag in Vier Teilen;) 
Teil 1   Teil 2   Teil 3   Teil 4 

Berlinale009
Eröffnung Generation KPlus – Kinderjury, Internationale Jury und Sektionsleitung
Berlinale010
Isabella Rosselini eröffnet mit Generationsleiterin Maryanne Redapath und Co-Direktor Florian Weghorn die 36. Generation auf der 63. Berlinale
Berlinale011
Isabella Rosselini, Florian Weghorn und Thomas Simon nach der Premiere des Eröffnungsfilmes Generation Kplus Nono, Het Zigzag Kind
Berlinale012
Regisseur Vincent Bal und Crew von Generation Kplus Nono, Het Zigzag Kind
Berlinale013
Panorama Something in the Way – Crew
Berlinale014
Panorama – 
Lose Your Head Crew

Leider keine Bilder von Matt Damon im Wettbewerbsbeitrag
Promised Land, auch wenn er da war.
Und mehr zu Panorama Dokumente-The Act of Killing gibts demnächst.

Bis später – Chris