Freitag 17.2.

Grade komme ich von der Preisverleihung bei 14Plus im Haus der Kulturen der Welt. Kurzfilm- und Spielfilm-Bär sind beides Überraschungen für mich gewesen. Ich schreib sie mal eben aus dem Pressezentrum, bevor ich wieder ins Kino gehe. Dazu gibts natürlich die Jurybegründungen.
Die Mitglieder der Generation 14plus Jury
Klara Kruse Rosset, Gülcan Çil, Solveig Lethen, Jarnail Fang Yu Singh Sekhon, Sami Yacob, Nico Palesch, Lino Steinwärder Jugendjury-14Plus-Generation im Interview. Und hier die Jugendjury im Bild:

Preisverleihung als Clip: Preise-14Plus

Gläserner Bär für den besten Film: Lal Gece
von Reis Çelik, Türkei 2011
Getragen von den brillanten Schauspielern konnten wir in die Gefühlswelt zweier Menschen eintauchen, die gefangen sind, weil ihre Familientraditionen bedeutender sind als der eigene Wille. Ganz besonders beeindruckte uns der Drehort, das Zimmer des Geschehens, dem der Zuschauer – genau wie das betroffene Paar – nicht entkommen kann.
Ich glaube ich hab schon alles weiter unten im Blog dazu geschrieben, keiner der herausragenden, aber einer der starken Filme in Generation 14Plus. Kino für die junge Generation auch nicht unbedingt, meiner Meinung nach. Trotzdem sehenswert. Auch diese Entscheidung hat mich überrascht – jemand hat schon gemeint, bestimmt politisch motiviert, aber da schätze ich die Jury doch anders ein.

Hier nochmal mein Text dazu, falls jemand keine Lust hat, nach unten zu sccrollen:
Lal Gece
Zwangshochzeit die Zweite, in meiner diesjährigen Berlinale. Diesmal jedoch ganz anders als in KUMA und doch ein wenig ähnlich. Die Geschichte ist kammerspielartig angelegt und spielt tatsächlich überwiegend in eine
m Raum. Er kommt aus dem Knast und heiratet. Wir erleben die Hochzeitsnacht mit Ängsten, Spielen, Geschichten und näher kennenlernen. Sie ist so 13 oder 14 und er so gegen Ende 50. Beiden wird nicht die Wahl gelassen, alles ist fremdbestimmt. Ich hätte ja nicht gedacht, dass der Film so gut wird, nachdem ich den Katalogtext gelesen hatte, aber die beiden sind einfach großartig. Vor allem er spielt seine Rolle ausgezeichnet und dafür gabs sogar während der Vorstellung Szenenapplaus. Zurecht meine ich und auch was die Kameraeinstellllungen angeht, kamen wir nicht zu kurz. Kleiner Raum, jede Menge Perspektiven, passend jeweils zu den Dialogen und Szenen, Dazu ein paar Traumsequenzen. Cool.

Lobende Erwähnung: Kronjuvelerna
von Ella Lemhagen, Schweden 2011
Freundschaft, Liebe, Familie, der Kontrast zwischen Arm und Reich, Behinderung und Krankheit sind nur wenige der Themen, die sich in diesem komplexen filmischen Werk zu einem wundervollen, großen Ganzen zusammenfügen. Seine märchenhafte Machart beschönigt nicht die Dramatik der Ereignisse. Die Schauspieler haben uns in ihren Bann gezogen und tief berührt. Eine echte Meisterleistung!
Einer der Filme, die ich leider nicht gesehen habe. Soll großes Hollywoodkino sein – tja, dann kommt er eh ins Kino. Ein Gläserner Bär wie vor einem Jahrzehnt mit „Tsatsiki, Mama und der Polizist“ wars diesmal aber nicht für Ella Lemhagen.

Gläserner Bär für den besten Kurzfilm: Meathead
von Sam Holst, Neuseeland 2011


Innerhalb weniger Minuten vollzieht sich ein radikaler Umbruch von der Kindheit zum Erwachsensein. In dokumentarischen Bildern wird der traurige Ritus einer Gemeinschaft sichtbar. Der Film erzählt exemplarisch vom Gruppenzwang und vom sozialen Druck, der sich in allen Gesellschaften finden lässt. Für uns hat dieses Werk alles, was einen guten Kurzfilm ausmacht.

Keine großen Dialoge, ein Felischverarbeitender betrieb und der Neuling an seinem ersten tag. Zeit genug für Späße mit ihm. Und zugleich ein kurzer Blick in Die Zukunft, eine nachvollziehbare Geschichte, filmisch gut erzählt, wenn auch nicht mein Favorit.
Lobende Erwähnung: 663114
von Isamu Hirabayashi, Japan 2011
Bilder und Tonebene kommen zusammen, um ein philosophisches und tiefsinniges Werk zu schaffen. Jenseits aller Konventionen ist es dem Regisseur gelungen, seine Nachricht beeindruckend zu vermitteln. Durch eine einfache Metapher erzählt er uns  vom Überleben, auch in katastrophalen Zeiten.
Hat mich auch fasziniert, wie Fukushima und Folgen in einigen Jahrzehnten in wenigen Filmminuten nachvollziehbar und witzig rübergebracht werden. Sehenswert.

 

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