Mittwoch 15.2.

Hallo zusammen, auch Heute hab ichs wieder in Kurzfilme geschafft und es hat sich definitiv gelohnt;)
Hier die Zusammenfassung meines Berlinalefilmtages…

Startfilm war die Wettbewerb Sondervorführung des neuen Soderberghfilmes Haywire
Ein Thriller mit Action und jeder Menge Kloppereien. Steven Soderbergh  hat seinen Film wieder mit einem kleinen Staraufgebot besetzt, Ewan McGregor, Antonio BanderasMichael Fassbender und Michael Douglas. Dazu eine weibliche actionbetonte Hauptrolle – Gina Carano, die sich als private Agentin über eine spezielle Agentur vermitteln läßt, die als Privat Contractor Aufträge der US-Regierung übernimmt. Einer der Aufträge endet nicht ganz so, wie geplant, denn sie soll beseitigt werden, was aber natürlich nicht gelingt. Interessant ist, dass der Film zwischendurch wie ein Agentendokumentarfilm wirkt, also ohne akustische Extraeffekte bei Schießereien oder Prügelszenen auskommt, auf spezielles Sounddesign zu verzichten scheint und Musik sehr sparsam einsetzt. Das muß nicht schlecht sein für einen Aktionfilm, kann es aber. Die Geschichte selbst ist sicher schon ein paar mal in ähnlicher Art verfilmt worden. Agentin wird bei Aktion aufs Kreuz gelegt, entkommt aber und nimmt Rache, kurz zusammengefaßt die Handlung. Natürlich gibts Wendungen zwischendurch, ein wenig Verrat und Familienkram, eine Priese Sex und eben ausreichend Kloppereien, bei denen bevorzugt sie gewinnt, aber trotzdem gut einstecken muß. Sehr elegant ist die Kameraführung – wenn ich von Dokumentarstil gesprochen habe, dann geht es nicht um Wackelkamerabilder, sondern um ein dicht am Geschehen dran sein, mitten drin sein, wenn sie über Dächer flieht etc. Da macht das Zukucken auch ohne hektische Musik Spaß. Warum Soderbergh seinen aktuellen Film genau so gemacht hat kann ich nicht sagen, aber beim nächsten Hollywoodblockbuster wird der eine oder die andere sich vielleicht fragen, warum da so viele Toneffekte sein müßen und ob die Handlung nicht auch mit weniger Musik ausgekommen wäre. Kein wirklich schlechter Film, Haywire, aber auch nicht herausragend, was die Geschichte angeht. In der Abendvorstellung soll es jede Menge Standing Ovations für Antonio Banderas , Michael Fassbender , Gina Carano und Regisseur Steven Soderbergh gegeben haben.
Zwischendurch hat Daniel für den Sender einige seiner Highlights aufgenommen. Manchmal klappt sowas auch ohne reines Audioaufnahmegerät – hier im Haus der Kulturen der Welt:Bestiaire
Generation Kplus:
The Mirror Never Lies – Indonesien – von Kamila Andini. Der Spiegel lügt nie und zeigt dir wo dein Vater ist. Aber genau das sStimmt nicht und da hilft auch kein Blick in eine Geisterwelt. Das Boot des vaters ist seit Tagen verschollen, aber die Hoffnung gibt Pakis nicht auf. Dafür ist sie wütend auf ihre Mutter, die sich schon in eine trauer um ihren Mann begeben hat. Es wird auch immer gefährlicher für die anderen Fischer in diesem kleinen Dorf auf dem Meer. Immer weiter müßen sie rausfahren und immer kleiner wird der Fang. Ihr Meer ist überfischt, aber an den kleinen Fischern mit ihren Booten liegt es nicht. Einige fangen sogar an, die Jungfische zu fangen und Pakis macht das nur noch wütender, denn ihr vater hat erklärt, dass die für das Überleben und die Zukunft des Fischbestandes wichtig sind. Ihr bester Freund ist auch keine große Hilfe, zwar unterstützt er sie in allem, aber er glaubt auch nicht, dass ihr Vater zurückkommt und irgendwann muß auch sie das einsehen. Die einfache gesschichte wird unnötig aufgeblasen und verkompliziert, durch den Charakter eines Delfinforschers, der in der Schulke auftaucht und im Dorf wohnen kann. Da wird sogar noch eine Kliene Annäherungsszene zwischen Pakis Mutter und dem Fremden eingebaut. Ich Frage mich, ob der Delfinmann sein mußte, weil der Film vom WFF mitgefördert wurde und dann muß man eben auch als Happyend Delfine sehen. Die Gegend und die Drehorte wirken sehr autentisch, Pfahlhütten auf dem Wasser, kleine Fischerboote, wenig Technik, dafür mehr soziales Leben. Trotzdem kann die Story nicht überzeugen. Schade.
Kikoeteru, furi wo sita dake – Als hätte ich dich gehört  – Japan – von Kaori Imaizumi. Eine weitere Geschichte über Verlust und Trauer. Die Mutter stirbt und zunächste geht alles so weiter wie fast immer für Satchan. Sie geht in die Schule und ihr Vater in die Arbeit. Doch so langsam zerfällt diese scheinbare Normalität, ihr Vater wird von der Trauer um ihre Mutter besessen und überwältigt, weicht nicht mehr vom Hausaltar, verliert seienn Job und die Welt der lebenden ist ihm egal. Satchan macht sich unterdessen mehr Gedanken um die geisterwelt, ob ihre Mutter noch irgendwo existiert und unterstützt wird sie dabei von ihrer neuen Mitschülerin und Freundin, die vor Allem Angst zu haben scheint und sich nichtmal alleine aufs Schulklo traut, weil sie ja geister erwischen könnten. Satchans Glücksbringer soll sie mit beschützen, doch Satchan nützt ihre neue Machtposition aus und kapselt sich immer mehr von ihren Freundinnen ab, bis die Situation zuhause und in der Schule für sie unerträglich wird. Ein Klasse Film mit einer überraschend professsionellen jungen Darstellerin, die Trauer, Wut und Schmerz, aber auch verzweiflung und Angst glaubhaft darstellt. Es sind die vielen Details, die der geschichte noch mehr Leben verleihen, obwohl es um Verlust geht. Da ist die Küchenschürze der Mutter, die seit ihrem Tod niemand mehr angefasst hat, die Blumen im Garten, die trotz des ständigen Gießens verwelken, Dinge von denen man sich nicht trennen kann. Dann noch die besondere Art der Erinnerungskultur durch den kleinen Schrein im Haus, vor dem der Vater ständig seiner Frau gedenkt und dann der überall sichtbare Verfall in der Kleinstfamilie, aber auch der zunehmende Dreck im Haus. Acuh die Schulszenen im Klassenzimmer und die Unterstützung der Freundinnen für Satchan unterstreichen den fast dokumentarischen Ansatz. Die kamera bleibt immer auf Augenhöhe mit der Protagonistin und ihre gestik und Mimik faszinieren. Lediglich einmal gibt es in einer der langen Einstellungen auf der Flucht vor den Anderen und der Realität eine lange Verfolgung und jede Menge Wackelkamera und Unschärfe, was eben genau in dieser Fluchtszene nicht gepasst hat. Gut auch die Botschaft, dass es nicht immer funktionieren kann, Probleme selber zu lösen, sondern dass eben Hilfe von Außen manchmal das Einzige ist was hilft. Ein bewegender Film-sehenswert.
Generation 14plus:
Wandeukyi – Punch – Republik Korea – von Han Lee. Einer meiner Favoriten für den Gläsernen Bären, dazu gehören auch Maori Boy Genius und evtl. Un Mundo Secreto und Joven & Alocada. Punch ist eine Familiengeschichte und ein Einblick in eine kleine Gemeinde in Seoul. Tod der Mutter, Verlust des Arbeitsplatzes, Illegale Einwanderund, Arbeitskampf, Lehrer, die dummerweise Nachbarn sind und sich in alles einmischen und die eigene Wut, die es zu kanalisieren gilt. Interessanterweise stellt sich während des Filmes heraus, dass die Mutter garnicht tot ist und der Lehrer, der eine Kirchengemeinde ins Leben gerufen hat um illegalen Einwanderern zu helfen entpuppt sich als Klassenkämpfer, dessen Vater Großindustrieller ist. Es macht richtig spaß, diese vielschichtige Geschichte zu verfolgen und zu entschlüßeln, was dank der witzigen und manchmal turbulenten Handlung recht leicht fällt. Die Botschaft des Filmes ist eine durchwegs positive – nicht aufgeben, Hoffen, soziale Kontakte pfelgen und andere unterstützen, damit man nicht in Isolation versinkt. Statt Kirchengemeinde gibts dann am Ende einen multikulturellen Klub, der für alle da ist und alle haben Ziele vor Augen und ihre Konflikte bewältigt. Klingt kitschig, ist aber gut.
Un Mundo Secreto – Mexiko – von Gabriel Mariño
Panorama:
Keep The Lights On – USA  – Ira Sachs

Mein Tagesabschlußprogramm hat mich zu den Kurzfilmen ins Cinemaxx 3 geführt, zum Berlinale Shorts Wettbewerb:
impossible exchange  – Libanon – Mahmoud Hojeij
Experimentalfilm mit vielen Texteinblendungen, damit wir die Geschichte anders wahrnehmen und gleichzeitig wohl auch der Kommentar zur Handlung, die zwischendruch gestoppt wird, um alles genauer betrachten zu können.
Mah-Chui – Anästhesie – Republik Korea – Kim Souk-young
Eine Krankenschwester beobachtet durch zufall, wie ein Arzt eine Patientin vergewaltigt, der er zuvor ein Betäubungsmittel gespritzt hat. Sie nimmt die SItuation mit ihrer Handykamera auf, doch die anderen Sschwestern raten ihr davon ab, zur Polizei zu gehen. Um mehr Beweise zu bekommen, Filmen sie das nächste mal mit einem digitalen Fotoapparat. Doch noch immer scheinen die beweise nicht genung und die junge Schwester wird immer depressiver, vor allem als sie einer der Patientinnen mitteilt, was passiert ist und diese auf keinen Fall irgendeine Öffentlichkeit möchte. Eine geschichte über Whistleblower und die Schwierigkeiten mit denen diese zu kämpfen haben. Angst um den Job, Angst vor der Öffentlichkeit, gleichzeitig wird versucht Geld zu erpressen und der persönliche Konflikt in den Mittelpunkt gestellt, denn letztendlich ist es ihr Gewissen. Die geschichte basiert auf realen Ereignissen.
Yi chang ge ming zhong hai wei lai de ji ding yi de xing wei – Einige Aktionen, die in der Revolution bisher noch nicht definiert wurden – Volksrepublik China – Sun Xun Der abgefahrendste Film, animiert mit Holzstichtechnik und deme ungewöhnlichen Industrialsoundtrack der an Throbbing Gristle oder andere experimentierfreudige electronische Bands erinnert. Der Kreislauf des Lebens – Mein Tipp in diesem Block Kurzfilme.
Panchabhuta-The Five Elements – Indien – Mohan Kumar Valasala der dokumentarische Kurzfilm zeigt das Leben der Müllsammlerfamilien auf Kalkuttas größter Müllkippe, die seit 30 Jahren weiterwächst und wächst und wächst. Junge, Alte, Kühe, SChweine, ein paar kleine Bäumchen, dazu brennender Müll, berge von Plastik und ein Konkurrenzkampf um die wertvollen teile, wenn die Müllwägen entleert werden.
Nostalgia – Venezuela – Gustavo Rondón Córdova Die Mutter stirbt vor der Geburt des zweiten Kindes, der Vater bleibt mit einem Kleinkind zurück, die Beiden leben auf dem Land und müßen irgendwie zusammen zurechtkommen. Konflikte, die überwiegend ohne Dialoge bewältigt werden und Worte braucht es auch garnicht, das Leiden ist nacherlebbar, aber auch das Glück.
Auch wenn ich noch nicht alle Filme fertig besprochen habe, ist es jetzt erstmal wieder Zeit, schlafen zu gehen. Ich hoffe, es hat Spaß gemacht reinzulesen und zu klicken. Nur noch zwei Tage bis zu den ersten Preisen und noch drei Tage bis zu goldenen und silbernen Bären… Bis morgen.

Ach ja, der Schnee ist verschwunden…

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